Nenderoth
In reizvoller Landschaft, umrahmt von den Höhenzügen des Kahlenberges (460 m) und des Knotens (605 m), liegt am Oberlauf des Kallenbaches einer der ältesten Ortsteile der Gemeinde Greifenstein: Nenderoth.
Topografisch zwar noch dem rauen Westerwald zugehörig, bestimmen die klimatischen Vorzüge der Südhanglage ein reichhaltiges Bild heimischer Fauna und Flora. Dies brachte dem Dorf schon früh das Prädikat „Nizza des Westerwaldes" ein.
Bereits im Jahr 993 wird Nenderoth erstmals urkundlich erwähnt. Die damals bereits vorhandene Infrastruktur - neben Häusern und Mühlen wird auch schon eine Kirche genannt - deutet darauf hin, dass die Erstbesiedlung des Ortes erheblich früher geschehen sein muss.
Durch die frühe Kirchengründung gewann das kleine Knotendörfchen in der Folgezeit an zentraler Bedeutung. Der Ort wurde Kirchspielsitz und Mittelpunkt der „Calenberger Cent", eines alten Verwaltungsbezirks, der seinen Namen vom nahen Kahlenberg ableitete.
Im Jahr 1310 verliehen die Herren von Merenberg Nenderoth eine eigene Gerichtsbarkeit. Gerichtsstätte war die in der Urkunde erwähnte „Halle zu Nenderoth", die an der Südwand der Kirche angebaut war. Als eines der drei Schöffengerichte der Herrschaft Beilstein existierte es noch bis ins 18. Jahrhundert.
Auch finden wir bereits um 1580 eine Kirchspielschule, die von den Kindern des gesamten Sprengels - bestehend aus den Orten Nenderoth, Arborn, Odersberg, der Hälfte des durch den Ulmbach getrennten Münchhausens und dem heute nicht mehr existierenden Cödingen - besucht wurde.
Pestepidemien, Kriegswirren und die politischen Umwälzungen der folgenden Jahrhunderte ließen die Bedeutung Nenderoths nach und nach auf einen Stand absinken, den der Ort bis ins 20. Jahrhundert behielt: ein bäuerlich geprägtes Dörfchen, in dem neben spärlichem Kleinhandwerk die Landwirtschaft einzige Erwerbsquelle für seiner Bewohner darstellte.
Der Strukturwandel der 50er und 60er Jahre drängte die Bedeutung der Landwirtschaft jedoch mehr und mehr zurück. Heute ist Nenderoth eine fast reine Arbeiterwohngemeinde. Einige Arbeitsplätze bieten zwei ansässige Elektronikfirmen.
Durch die zahlreichen Teilnahmen am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" bis hin zum Bundesentscheid, veränderte sich das Gesicht des Dorfes positiv. Mehrfach ausgezeichnet zählte der Ort zu den schönsten Hessens.
Die waldreiche Landschaft um Nenderoth wird geprägt durch das reizvolle Tal des Kallenbachs und die markanten Höhenrücken, die nach drei Seiten hin den Horizont formen.
Eine landschaftliche Besonderheit zeigt sich im Bergwald oberhalb Nenderoths: Hier stürzt sich der Layenbach über die Felsen einer Geländekante und bildet den „Nenderother Wasserfall".
Die Reste eines weiteren Naturdenkmals finden sich unweit der Obershäuser Gemarkungsgrenze: Die „Tausendjährige Eiche". Direkt am Weg zur Johannisburg breitete sie über Jahrhunderte ihr breites Blätterdach aus. Heute ragt nur noch ihr mächtiger Stumpf in die Höhe.
Ganz in der Nähe, am Grenzweg, plätschert der Sauerborn. Eine natürliche Mineralquelle, die ein eisenhaltiges wohlschmeckendes Wasser liefert.
Ein Gang durchs Dorf führt an zahlreichen Bau- und Kulturdenkmälern vorbei. Neben schmucken Fachwerkhäusern findet sich die aus massivem Bruchsteinmauerwerk errichtete „alten Schule", die noch vorhandenen gusseisernen Dorfbrunnen und die aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Wehrkirche. Sie zeigt noch weitgehend unverfälscht die Formen des Übergangsstils und beherbergt im Turm ein vierstimmiges Geläut, darunter die ältesten Glocken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Den Dorfmittelpunkt prägt von je her das alte Backhaus, in dessen Obergeschoß ein kleines Museum seinen Platz gefunden hat: die „Nenderother Heimatstube". Oberhalb des Dorfes lädt eine geräumige Grillhütte zum Verweilen ein. Ihr Standort bietet weite Blicke bis hin zu den Taunushöhen. Einen Steinwurf davon entfernt liegt in sonniger Lage das Nenderother Schwimmbad, dass in den Sommermonaten für seine Badegäste wohltuende Erfrischung bereithält.
Gelegenheiten zu sportlichen Aktivitäten bietet zudem die naturnahe Landschaft des Kallenbachtals. So führt der Kallenbachradweg, der von der Lahn herauf den R7 mit dem Kerkerbachweg verbindet, durchs Dorf und der Gemarkung Nenderoth.
Wanderer können den neuen „Leonhard-Hörpel-Weg" erkunden, der nach dem früheren Westerwaldforscher benannt wurde und dessen Route zahlreiche reizvolle Plätze der Knotenregion um Arborn und Nenderoth berührt.
Dieter Pfeiffer