Beilstein
Beilstein, ein geschichtlicher Überblick
Der heutige Ort Beilstein, Verwaltungsmittelpunkt der Gemeinde Greifenstein, besteht eigentlich aus drei Dörfern, Beilstein, Wallendorf und Haiern, die aber schon lange zusammengewachsen sind. Haiern, das 1313 erstmals erwähnt wurde, kam erst 1941 zu Beilstein und war bis dahin selbständig.
Der älteste Ortsteil ist Wallendorf, das erstmals 774 zusammen mit Holzhausen und Allendorf in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorch erwähnt wurde. Dieser Ortsteil war lange Zeit Kirchspielort mit Kirche Pfarrhaus und Friedhof (bis 1908), auf dem auch die Toten aus Rodenroth beerdigt wurden. Noch heute heißt ein Verbindungsweg von Rodenroth der Totenweg.
Aus diesem Ortsteil stammt auch mit großer Wahrscheinlichkeit das alte Adelsgeschlecht der Grafen von Walderdorf, die heute in Molsberg im Westerwald wohnen. Sie waren Diplomaten am kaiserlichen Hof und stellten auch einen Speyrer Erzbischof. An sie erinnert noch das Stadtschlößchen, der Walderdorfer Hof in Limburg und eine Grabplatte in der Limburger Stadtkirche, auf der sich die Familie noch von Wallendorf schrieb.
Beilstein wird erstmals 1129 erwähnt, wobei die Herren von Beilstein wohl eine begüterte Adelssippe waren, die wohl im Zuge von Erbteilungen ihres Besitzes auch die Burgen von Greifenstein und Lichtenstein (Ruine über der Ulmtalsperre) erbauten. Diese beiden Burgen wurden aber 1298 zerstört, weil sie zu Raubritternestern geworden waren.
1341 wurde unter den Nassauern, die inzwischen Landesherren geworden waren, die Grafschaft Nassau-Beilstein gegründet und Beilstein wurde zum Zentralort und Verwaltungsmittelpunkt des östlichen Westerwaldes. Schon am 18. Februar 1321, also noch vor Dillenburg, hatte Beilstein die Stadtrechte erhalten. Die Grafschaft Nassau-Beilstein bestand bis 1561, und dann nochmals von 1607 bis 1620 unter Georg von Nassau. In dieser Zeit wurde das Schloß ausgebaut und die Schloßkirche erbaut (1616). Die alte Kirche in Wallendorf stand noch bis 1840 als Friedhofskirche, dann wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen.
Die Stadtrechte erloschen im dreißigjährigen Krieg, das Schloß verfiel und wurde 1812 als Baumaterial an die Rabenscheider verkauft, deren Dorf abgebrannt war. Die Zehntscheuer stürzte erst im Winter 1963 ein. Inzwischen sind Torhaus und die neuerbaute Zehntscheuer im Privatbesitz und dienen als Wohnheim für behinderte junge Leute. Die Burg gehört inzwischen dem gleichen Besitzer und wird derzeit restauriert.
Aus dem Stadtrecht leitete sich auch ein Marktrecht her, und noch im 18. Jhdt wird von einem jährlichen Wollmarkt zu Johanni berichtet. Diese Tradition wurde 1986 vom Heimat- und Geschichtsverein wieder belebt. Seitdem gibt es im Juni einen Woll- und Krammarkt in Beilstein.
Über die Jahrhunderte war Beilstein vor allem landwirtschaftlich geprägt, Handel und Gewerbe erlangten keine Bedeutung über den Ort hinaus. Viele Menschen, die in der eisenverarbeitenden Industrie im Dilltal arbeiteten, mußten täglich weite Wege gehen. Erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Bodenschätze genutzt. 1906 wurde die Tongrube "Rassel" eröffnet, 1907 folgte der Basaltsteinbruch an der Beilsteiner Ley. Seit 1925 wird auch an der Schmalburg Basalt abgebaut und die Tongrube Hermann besteht seit 1926.
Alle diese Bodenschätze wurden über die 1925 fertiggestellte Bahnlinie in Richtung Lahntal und weiter abtransportiert. Beilsteiner Basalt wurde in Holland und auf deutschen Nordseeinseln zur Deichbefestigung verbaut. Heute ist nur noch der Steinbruch an der Beilsteiner Ley in Betrieb. Andere Gewerbe haben sich angesiedelt, aber noch immer finden viele Menschen ihren Unterhalt ausserhalb der Gemeinde, zumal die Landwirtschaft als Erwerbsquelle weitgehend verschwunden ist.
Klaus Schmidt