Erwin-Piscator-Denkmal
Am 3. Juli 2016 wurde einem berühmten Bürger Ulms ein Denkmal gesetzt. Am ehemaligen Ulmer Bahnhof, direkt am Ulmtalradweg, schaut der bronzene Kopf des Erwin-Piscator-Denkmals über das Dorf und die Landschaft seiner Kindheit.
Erwin Piscator wird am 17. Dezember 1893 in Ulm geboren. Er studiert Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie und leistet sein Volontariat am Hof- und Nationaltheater in München ab.
Im ersten Weltkrieg schwer verwundet wird er zum überzeugten Pazifisten und beteiligt sich an einem belgischen Fronttheater. Nach Kriegsende gründet er zunächst das Theater „Das Tribunal“ in Königsberg, 1920 dann das „Proletarische Theater“ in Berlin, welches jedoch schon 1921 wieder schließt. Piscator übernimmt daraufhin das Central-Theater in Berlin-Kreuzberg und erweitert dessen Repertoire um Autoren des 19. Jahrhunderts.
An der Berliner Volksbühne inszeniert er von 1924 bis 1927 als Regisseur politisches Theater nach seinem ganz eigenen Stil mit neuen Methoden. So projiziert er Filme oder benutzt motorisierte Brücken und entwickelt eine Drehbühne für seine Aufführungen. Sein politischer Spielplan führt schließlich zum Bruch.
1927 bis 1931 entstehen nacheinander drei Piscator-Bühnen.
1931 übernimmt Piscator einen Filmauftrag in der Sowjetunion und kann nach Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, da er als Kommunist auf der Gestapo-Fahndungsliste steht. Erst 1936 verlässt er die Sowjetunion und reist im Auftrag des Internationalen Revolutionären Theaterbunds nach Paris, von wo er 1938 über London in die USA ausreist.
1939 gründet Piscator den Dramatic Workshop an der New School for Social Research in New York. Zu dessen berühmtesten Absolventen u. a. Harry Belafonte, Marlon Brando, Tennessee Williams, Tony Curtis, Peter Falk und Walter Matthau gehören. 1951 verlässt Piscator die USA und arbeitet als Regisseur in verschiedenen deutschen Städten. 1962 wird er Intendant der Freien Volksbühne Westberlin.
Am 30. März 1966 stirbt Erwin Piscator in Starnberg. Er wird auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf beigesetzt.
Die Errichtung des Denkmals im 50. Todesjahr Piscators wurde durch den Heimatverein Ulm initiiert. Der bronzene Kopf wurde von Bildhauerin Gela Dömland und der Sockel vom heimischen vielseitigen Künstler Siegfried Fietz gestaltet.